Bei der weithin bekannten und begehrten Pager Spitze handelt es sich um eine einzigartige Handarbeit; hervorgebracht von den fleißigen und begabten Händen der Pager Frauen.Bei den Händen, die diese Schönheit der in sich verflochtenen Garne herstellen, handelt es sich um die Hände von Müttern und Großmüttern, die diese stets mit großer Sorgfalt gewaschen haben, um die Spitze nie, auch unabsichtlich nicht, dunkel werden zu lassen. Es handelt sich um die Hände von denjenigen, die in schweren Jahren der finanzielle Rückhalt ihrer Familien und Kinder waren; letztere mussten – wenn sie sich weiterbilden wollten – die Stadt verlassen. Heute gibt es keine Familie in Pag, die nicht ein Stück gerahmter Spitze an der Wand besitzt; dieses zeigt sie mit Stolz all den Besuchern, die sie in ihrem Heim begrüßt. Gleichzeitig hütet sie es mit Inbrunst, um es ihren Kindern und Kindeskindern weitervererben zu können. Die Geschichte von der Herkunft der Pager Spitze in der Stadt Pag könnte vor der Lunette der Pager Gemeindekirche beginnen, vor dem flachen Relief, auf dem das Pager Volk unter dem Schutzmantel der Muttergottes dargestellt wird. Das Werk des Bildhauers aus dem XV. Jh. (es wird Peter Berčić, einem Mitarbeiter von Jurje Dalmatinac zugeschrieben), zeigt auf stilisierte Weise die Kleidung, auf der sich die weibliche Kopfbedeckung besonders hervorhebt.Das Haar wird von einem Stofftuch (pokrivaca) bedeckt, das auf eine besondere Art gebunden wird und das an seinen Enden von der ursprünglichen Spitze verziert wird. Das Brustteil der weißen Stoffbluse und die Kopfbedeckung werden von einer Arbeit geziert, die „Pager Teg“ (teg = von Frauen gefertigte Handarbeit) genannt wird. Der Pager Teg ist eine Kombination von Sticktechniken, die auf einem ursprünglichen Netz aus geometrischen Motiven angewandt werden, das vorher in den Stoffuntergrund eingeritzt wird.Die Pager Spitze wurde im Benediktinerinnenkloster gefertigt, wo die Schwestern ihre weiblichen Schützlinge und die Mädchen der Stadt in der Herstellung der Spitze unterrichteten.Die Spitzensammlung, die die Pager Benediktinerinnen seit über 150 Jahren sammeln und bewahren, hat das Kulturministerium Kroatiens zum Kulturgut Kroatiens erklären lassen.
Mit der Gründung der Spitzenschule im Jahr 1906 wird die Spitze zu einem selbstständigen Dekorationsstück – der „Pager Spitze“, die sich als Tischdeckchen, Dekoration auf rotem Stoff, auf Tischtüchern, Handtüchern oder Kleidungsstücken wiederfindet. Die Schule wurde von dem Pager Bürgermeister, Frane Budak, gegründet; die erste Lehrmeisterin war Nilla Rakamarić, die ihre pädagogische Ausbildung in Wien erhalten hatte. In dieser Zeit wurde die Spitze auf vielen Handarbeitsmessen von Wien über Paris, Londung und New York ausgestellt; sehr häufig wurde sie auch mit Preisen ausgezeichnet. Die Spitzenschule hat bis zum II. Weltkrieg kontinuierlich gearbeitet; danach war sie mit teils längeren teils kürzeren Unterbrechungen tätig. Seit 1994 ist sie integrativer Teil der Bartul-Kašić-Mittelschule. Neben der Schule nimmt der „Frane-Budak“ Verein der Pager Spitzenherstellerinnen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Pager Spitze ein.Für die Herstellung der Pager Spitze sind folgende Dinge notwendig: ein kleineres, hart gefülltes halbrundes Kissen, die vorgezeichnete Skizze, eine Nadel, weißes Garn sowie ruhige und stets saubere Hände. Ihre Nähtradition haben die Pager Frauen anfangs durch die Herstellung der Verzierung ihrer traditionellen Kleidung bewahren können; später dann auch durch die Herstellung eigenständiger Dekorationsstücke. Die Besonderheit der Pager Spitze besteht auch darin, dass es früher keinerlei Skizzen für die Muster gab; diese wurden, ebenso wie die Art der Herstellung, von Generation zu Generation auf mündlichem Wege und durch die eigentliche Hand-Arbeit weitergegeben. Seit 2009 ist die Kunst der Spitzenherstellung in Pag, Lepoglava und Hvar in die UNESCO Repräsentative Liste der nichtmateriellen Kulturgüter der Menschheit aufgenommen worden.